Optisches Glas- was ist das?

Glaskrug und Gläser aus optischem Glas

Glasliebhaber werden ab und zu mal über den Begriff „optisches Glas“ oder „optisch geblasenes Glas“ stolpern. Zugegeben, der Begriff ist irreführend und zweideutig, denn auch optisch reines Glas wie z.B. für Linsen oder Brillengläser wird so bezeichnet. In den Manufakturen und Handglashütten kennt man unter dem Begriff eine besondere Art der Veredelung die bereits in der Glashütte stattfindet.

Glasmacher formen ein "Kölbel" aus der heißen Glasmasse.

Kölbelmacher

Der Anfang der Glasproduktion ist so wie immer, es wird eine kleine aber sehr exakte Glaskugel geblasen, das ist das „Kölbel“. Diese kleine Glasblase wird dann durch weitere Glasentnahmen mit der Glasmacherpfeife aus dem Schmelztiegel auf ungefähr die spätere Größe angepasst. Dann kommt der Trick: Die heiße und noch formbare Glasblase wird in eine eiserne Form gedrückt und dabei fest eingeblasen. Die eiserne Form hat innen ein Muster, dass sich in die Wand des Glases eindrückt. Man kann sich die eiserne Form wie eine Art „eiserne Jungfrau“ vorstellen. Anschließend wird das Glas, das nun mit dem eingedrückten „optischen“ Muster versehen ist ganz normal in der hölzernen Glasform fertig geblasen. Wenn das Glas Werkstück fertig und ein wenig abgekühlt ist wird es von der Glasmacherpfeife abgeschlagen und in den Kühlofen getragen. Dort werden alle Gläser nochmals erhitzt und sehr, sehr langsam  abgekühlt. Erst durch diesen Vorgang entsteht die besondere innere Struktur des Glases. Ohne die langsame Kühlung würde jedes Glas wieder zu Sand zerspringen.

Das Muster im Glas ist nun hauptsächlich an der Innenwand des Glases fühlbar, außen ist es relativ glatt. Die Gläser erhalten durch diese Hüttenveredelung gleichmäßige wellenförmige Strukturen, die eine besondere Wirkung entfalten. Im Gegensatz zu einer Veredelung durch einen späteren Schliff wirken die optischen Muster immer ein wenig verwaschen. Diese Art der Hüttenveredelung ist besonders schön auf schlichten Glasformen. Die Optik erzielt dann eine besondere Wirkung.

Glaskrug aus optischem Glas geblasen

Krug aus der Serie „Maria“

Diese Techniken der Glasherstellung gibt es seit einigen hundert Jahren. Wir sind froh und stolz zugleich, dass wir solche Gläser noch herstellen können. Unsere Serien Maria, Amelie und Stella erhalten auf diese Weise ihre charakteristische Glasstruktur.

Joh. Oertel & Co.

Petra Schütte

P.S. das nächste Mal: Henkel und Stiele am Glas